
22 Sep. Franziska Reinbothe
Archiv
Franziska Reinbothe 24. Sept. – 05. Nov. 2022
Presse zur Ausstellung
Parnass-Magazin, Wien Oktober 2022
Eine Empfehlung ist auch die Galerie Klaus Braun. Diese präsentiert im fünften und sechsten Stock eines Maisonett in der Stuttgarter City mit einem sensationellen Blick über die Stadt ein Programm, das sich mit „konkret, konstruktiv“ oder „Farbe die den Raum erobert“, umschreiben lässt. Im Fokus stehen Material, Farbe und Raumkonzept auf der Grundlage einer überzeugenden Idee. In den 1980er-Jahren war die Galerie unter dem Namen „art-bohnenviertel“ bekannt und organisierte bereits damals in dem sechsstöckigen Haus in der Charlottenstraße 14 legendäre Kunst- und Treppenfeste. Doch bei aller auch heute noch persönlicher Atmosphäre ist die Galerie Klaus Braun ein öffentlicher Ausstellungsraum, der von Donnerstag bis Samstag ohne Anmeldung geöffnet ist. Besucher sind auch zu allen anderen Tagen und zu Randzeiten nach Anmeldung jederzeit willkommen. Noch bis 5. November sind Werke von Franziska Reinbothe zu sehen.
Silvie Aigner
FRANZISKA REINBOTHE
Strategien der Bildfindung
Franziska Reinbothe visualisiert die schöpferische Kraft der Zerstörung und setzt damit einen Gedanken fort, den bereits Emil Schumacher geäußert hatte, nämlich dass die negative Kraft für die Schöpfung ebenso unverzichtbar ist wie die positive. Dieses dialektische Wechselspiel wird bei Reinbothe zu Ende geführt. Der Akt der Dekonstruktion löst hier die Struktur auf, in der das illusionistische Tafelbild gefangen ist, und schließt den Konstruktionsprozess endgültig ab. Dies geschieht, indem die Künstlerin die Leinwand abnimmt, zerknittert oder faltet, den Keilrahmen zerlegt oder gar zusammen mit der bemalten Leinwand in kleine Stücke zerlegt und so eine neue, ungewohnte Ordnung schafft. Wenn sie damit die vom Tafelbild geprägte Rezeptionsweise außer Kraft setzt, legt sie im gleichen Atemzug den Blick auf die materielle Form hinter der Illusion frei, die ein Bildwerk im klassischen Kontext verkörpert.
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